12. März 2016

Samstag: Rugby

Heute spielen die Stormers. Immer wenn ich hier Rugby im Fernsehen geschaut habe, war ich verwundert über die Spielregeln, die sich mir nicht erschlossen und irgendwie lagen die Spieler eigentlich die meiste Zeit übereinander oder sind übereinander hergefallen. Meins ist es nicht. Nun soll man sich ja von Vorurteilen nicht leiten lassen, also gehe ich mit und schaue mir das in der Realität an. Und ja, ich bestätige: es ist hier eine tageseinnehmende Tradition und die Regeln verstehe ich immer noch nicht.

Vorglühen
Tradition ist, dass sich viele Hardcore-Fans bereits Stunden vorher auf dem gegenüberliegenden Platz des Newland Stadions zum Vorglühen und Grillen treffen. Ich weiß auch warum: im Stadion gibt es keinen Alkohol. Ein grünes Blatt sieht man ausschließlich an den Bäumen, nicht auf den Tellern, denn es gibt Fleisch. Heruntergespült mit Bier, Cola-Whisky, wahrscheinlich ist auch der eine oder andere Klipdrift dabei. Auffällig auch, dass Rugby irgendwie von sportfernen, eher moppeligen Menschen angezogen wird, was der Fröhlichkeit und an der einen oder anderen Stelle ausgelebten Tanzlaune keinen Abruch tut.

Selbst das notwendige Accessoire ist hier in Rugby-Laune: der Grill ist eine Rugby-Pille.

Auf dem Weg von besagtem Grill-Vorglüh-Treffplatz zum Newlands Stadion, dem Heimstadion der Stormers, läuft man vorbei an einem sehr englischen weißen Croquet-Platz: so nah sind hier die Welten beieinander. Vor einer Stunde noch in Khayelitsha, eben mit vielen Coloureds auf dem Grillplatz und direkt gegenüber ein englischer gepflegter Rasen, auf dem elegant weiß gekleidete Menschen eine kleine Kugel geschickt durch ein kleines gebogenes Törchen bringen.  

Am Stadion
Und dann sind wir am Stadion. Zwei Stunden vor Spielbeginn ist es rappelvoll. Zwei sehr attraktive Jungsgruppen, eine davon aus Argentinien tauchen in ihren Trikots beziehungsweise Schuluniformen auf. Hellblaue Oxford-Hemden mit Emblem getragen zu beigen Bermuda-Shorts: ich bin dafür. Es kam zu einem großen Hallo, insbesondere als die Cheerleader-Ladies kamen, um dem ganzen Vorglühen noch das Tüpfelchen auf´s i zu setzten.

Anpfiff

Bei diesem Mannschaftsport scheint für mich alles anders. Der Ball, Pille, Kugel, also der Rugby darf nicht nach vorne gespielt werden, immer nur quer. Was ist das denn? Dem Teamsport nicht ganz abgeneigt, weiß ich, dass beim Fußball, Handball, Hockey der Ball immer versucht wird nach vorne zu bringen, nämlich ins Tor. Geschickterweise wird mal hintenrum abgegeben, ein Spiel damit aufgebaut. Beim Rugby nicht. Entweder geht es nur zur Seite oder mitten in den Mann. Einfach durch, der Stärkere gewinnt. Die Masse tobt.

Einer ragte da ganz besonders heraus: Eben Etzebeth. Gefühlt ist dieses feingliedrige Kerlchen drei Meter groß und auf dem Platz am auffäligsten: 24 Jahre, 2,04 m, 117 kg.

Nach den ersten fünf Minuten habe ich bereits auf die Uhr gesehen: die restlichen 35 Minuten dieser ersten Halbzeit, Pause und dann noch einmal weitere 40 Minuten. Weit gefehlt: ständig wurde die Uhr angehalten, es gab Videobeweise. So kam das Spiel auf ca. 120 Minuten. Und ich habe nichts zu lesen dabei.

Die einzige schöne Aktion beim Rugby ist, wenn sich von jedem Team jeweils acht Spieler einharken, der Rugby unter die Menge gelegt wird und es dann ein Geruckel und Gezuckel gibt. Acht mal hundert Kilo Kraft gegen acht mal hundert Kilo Kraft. 

Ich mag diese Sportart, weil Männer dabei so herrlich körperlich miteinander sind, miteinander ist dabei wichtig und diszipliniert, körperbeherrscht, dass ist Darling wichtig. Ich bezweifel das, warum gibt es am Ende so viele blutige Wunden?                   











 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen