27. Juni 2014

Jonathan, Nachbar, Referee



Es war diese Woche nicht soviel los, Heinz war krank, dann ich. Und als ich diese Anzeige in der Zeitung fand, fiel mir ein, warum nicht mal über den Nachbarn was sagen? Schließlich wohnt er hier Tür an Tür und Wand an Wand, nur alles spiegelverkehrt.

Jonathan Kaplan ist ein offensichtlich sehr berühmter Rugby Referee. Und Rugby ist hier so populär, wie bei uns Fußball. Es gibt keinen, der mehr Spiele geleitet hat als er. Seit 2013 ist er in "Rente" mit 47 und hat ein Buch geschrieben über seine Zeit als Referee, aber auch über Rugby im Allgemeinen. 
Als ich mal zufällig auf dem Hof stand und er sein Garagentor auf hatte, habe ich da mal ein Auge reinwerfen können: es ist eine Art Rugby Museum. Überall Bilder, eingerahmte Trikots, Club-Krawatten, Pokale...sieht irre aus.
Gern würde ich mich mal mit ihm unterhalten, aber ich verstehe ihn NIE. Er spricht irgendeinen Slang und das auch noch total schnell.
Und Jonathan hat zwei Hunde. Andrea und Klaus, Daggi und Bärbel haben sie schon kennengelernt. Der Größere schafft es über Liege und auf einem Blumenkübel stehend mal über die Mauer zu gucken, der andere, der nie Aufmerksamkeit bekommt, kläfft sich dahinter einen Wolf. 
Die beiden sind viel allein, kommen auch selten bis nie aus ihrem Knast raus. Nie raus...genau, die k..... einfach in den Garten. Und die Putzfrau muss die Haufen dann einmal in der Woche wegmachen. Mmmhhh, dachte ich, frage ich doch mal Nadia, die hier lebt, ob das immer so ist. Jooo, das macht sie mit ihren Hunden auch so. Aha, da habe ich doch mal wieder etwas kulturell Neues dazu gelernt.    

26. Juni 2014

WM USA vs Deutschland

Beide gesundheitlich angeschlagen, das ist etwas, was ich natürlich nicht mit eingeplant habe, bei drei Wochen Aufenthalt dann der eine krank, dann der andere, das ist für eine Fernbeziehung eine Herausforderung, wo man doch die wenige Zeit dann ganz super verbringen will, und eben nicht schniefend und bleich und schlapp...also, weil eben nicht fit sind wir diesesmal nicht in den Camouflage-Club sondern der Einladung von Carole und Michael aus dem Rotary Club gefolgt und haben uns mit weiteren Mitgliedern das Spiel in der Lounge vom Winchester Mansions angesehen. Was für ein freudiges Erlebnis: es wurde ZDF gezeigt und ich hatte endlich mal wieder das Vergnügen Oli&Oli in der Vorberichterstattung zu sehen. Und mit deutschen Kommentaren - was soll ich sagen, bums um 18 Uhr wurde der Sender gekappt und wir mussten auf den hiesigen Sportkanal mit schlechtem Bild und Ton umschalten. Oh Mann, wie das nervt...   
Ein Selfi war noch drin:
    

23. Juni 2014

Dreihundert Windeln

Mosha hat in ihrem Haus aktuell 4-6 Handicap Kids und ca. 60 Kinder in der Creche Understand, Hope & Care. Besonders hat mich bei meinem letzten Besuch beeindruckt, dass sie die behinderten Kinder betreut. Die Kleinen liegen oder sitzen in den Kinderwagen oder auf der Decke auf dem Steinfussboden. Jetzt kann man das sicher alles schlimm finden, aber den Kindern, die hier nun absolut keine Lobby haben, wird ein Raum gegeben, eine Betreuung und Brei. Mosha hat eine Ganztagesbetreuung für die Kinder angestellt. In der Schule sind jetzt zwei Lehrerinnen. Als ich sie beim letzten Mal fragte, was sie eigentlich am dringensten bräuchte, sagte Mosha Windeln. Ich hab ihr 500 Rand zusammengekratzt und heute mitgebracht. Ich war total erstaunt, als sie sagte, sie wollte gar kein Geld haben, und ob wir nicht gleich losfahren könnten, um Windeln zu kaufen. Mir war es egal, wofür sie das Geld ausgibt, ob für das Haus, für Heizmittel, die Kinder. Das es gleich umgesetzt wird, fand ich super und hat mir die Möglichkeit gegeben mit Mosha zusammen in ihrer Juckelpinne vom Township Khayelitsha zum Nachbartownship Philippi in einen riesigen Supermarkt zu fahren. 
Für knapp 400 Rand haben wir dann 300 Windeln gekauft, die bei 5 Windeln am Tag pro Kind und eben 5 Kindern auch nur 12 Tage reichen.

Übrigens ist der Bereich für die alkoholischen Getränke in diesem Supermarkt abgeteilt. Das macht den Erwerb dann noch einmal etwas peinlicher und es wird aufs Alter der Kunden geguckt. Gut so, Alk ist das Hauptproblem in den Townships.
   
Für den Rest des Geldes hat Mosha noch Bananen für den Brei gekauft:

Das war mal wieder ein Tag nach meinem Geschmack und nächste Woche machen wir weiter, dann räumen, putzen und werkeln wir an Gebäuden von unserer Creche herum. 
 

21. Juni 2014

Musste mal raus...

Mann krank - ich brauchte eine Auszeit und musste raus. Ich bin dann mal weg, an die Beach Road. Ja, ja, die Stecke kenne ich, weil ich doch hier mehrfach schon entlanggejoggt bin. Heute war nur mal schlendern dran. Und eins der ersten Dinge war ein Kaffee bei Vida an der Shell-Tankstelle Ecke Helen-Suzman-Blvd. Was soll ich sagen: eigentlich schmeckt der Kaffee echt sch...., aber er wurde mir überreicht mit den Worten: "als ich sah, dass der Kaffee für dich ist, habe ich ihn mit double extra extra love gemacht..." ich habe ihn dann fotografiert, er soll mir ewig in Erinnerung bleiben! Ich komme wieder, sicher! Und das ist es hier, immer wieder, wenn ich mit dieser Stadt hardere und das ist öfter, als man denkt, fliegen mir diese kleinen Momente zu. 
  
Ich war noch weiter unterwegs...

20. Juni 2014

Warum wir Frauen Fußball gucken und warum das O.K. so ist

Da bin ich in Südafrika und stelle fest, hier haben sie verstanden warum wir Frauen auch fußballaffin sind. Und egal, was für ein Fan du bist, du bist einer und gehörst dazu! Dies ist der aktuelle WM Spot in Südafrika und läuft derzeit ständig im Fernsehen:


Als Fußballfan und langjährige Hockeyspielerin (auch wenn schon ewig her, aber regeltechnisch nicht so weit vom Fußball entfernt) meine ich die Regeln einigermaßen zu kennen. Da will man dann als Frau mitreden können, damit wir überhaupt eine Berechtigung haben in dieser gefühlten Männerdomäne (wir sind mehr als ihr denkt) auf einen Nenner zu kommen. Aber warum sehen wir überhaupt Fußball, warum können wir den Männern nicht einfach ihre Nische lassen? Ja, weil die Typen so sexy sind. Wo bekommen wir auf dem Silbertablett ein 22- und mehrköpfiges Portfolio (auch die Trainer kann man ja mal näher in Betracht ziehen) an einem Abend in Bewegung zu sehen? Eben, gar nicht. Ja, Fußball ist sexy. Dies darf man ja nur in der Öffentlichkeit nicht zum Besten geben, weil es immer so ein wenig schlicht bis billig wirkt. Und ja, ich verdrehe die Augen, wenn leider auch meist innerlich, wenn ich so scharfe Typen wie Didier Drogba sehe.  So, und jetzt mache ich mich mal vom Innerlichen frei, denn ich habe Schwestern, Freundinnen über die kontinentalen Grenzen hinaus, die hier, im Cola-Spot. Mädels, wir sind Fan, lasst den Männern ihre Ich-gehöre-zu-den-ich-weiß-alles-besser-Pseudo-Bundestrainern, genießen wir doch einfach die 90 Minuten Plus und lasst uns auf das Ende warten, mal sehen, ob sich ein Trikot nach oben rollt, wie in dem Spot. Und wenn nicht, ist auch nichts verloren.


18. Juni 2014

FIFA, Rechte und Fussball ist für alle da

Ich möchte gern immer überall zeitnah dabei sein, alle Infos direkt haben, das heißt das Notebook aufklappen, die Knöpfe drücken und im WorldWideWeb alle Infos erhalten, so der Name, so der Sinn. Aber...so ist das nicht:
Es ist total krass, sehe ich die Tagesschau im Internet, gibt es die Info, dass die FIFA Bilder nicht gezeigt werden dürfen. Und das ist überhaupt mal eine Info. Ansonsten gibt es Fehler bei der Wiedergabe oder ähnliche Informationen. Fussball führt die Welt zusammen, sagt die PR und die Werbung, so ist das nicht, wenn man im Ausland ist. Für mich einerseits unfassbar, andererseits sehr passend, weil es genau in diesen von No-Go-Blatter geführten Verein passt. Wann wird diesem FIFA-Ich-Mach-Mir-Die-Welt-Wie-Sie-Mir-Gefällt-Laden endlich mal auf die Geschäfte geguckt? Um es mit Olli Welkes Worten zu sagen: <<könnte die FIFA nicht ausnahmsweise mal gegen sich selbst ermitteln>>! Also meine lieben Leser, fahrt niemals zur WM ins Ausland, es sei denn Ihr fahrt genau aus dem Grund, dass Ihr nichts davon mitbekommen wollt, dann kann ich eine Reise durch Südafrika sehr empfehlen, keine Infos im Internet, wenig Fernsehen, ein ganz tolles Reiseziel insbesondere zur WM- und EM-Zeit!  

Jetzt kann ich aber auch nachempfinden, wie es Menschen in einem fremden Land geht, die keine Infos bekommen über ihre Heimat. Ich kann ja wenigstens die Tagesschau in der Mediathek sehen und "Verbotene Liebe" und ich bin irgendwann wieder zurück. Und was machen die Afrikaner in Deutschland fernab der Heimat? Schon schwierig...  

Winter-Time

Heute sind hier vierzehn Grad und Mega-Regen, das ist doch nicht viel, wenn man über einen Winter spricht. Nö, ist das auch nicht, wenn das Fensterglas nicht so dünn wäre, wie ein Weinglas, oder wenn es schön dicke deutsche Wände gäbe oder eine Heizung! Aber die habe ich ja zum Glück!
Heute Nachmittag hatte ich eine TelCon mit einem Projektteam in Hamburg. Dies hat zwei Stunden gedauert und ich saß immer SEHR eng an diesem Objekt, auch mal drauf, das war aber unbequem und dann habe ich mal das eine, dann das andere Bein drauf gelegt. Und trotzdem, ich wurde krank, aber dazu später.

Aber was ganz toll ist hier im Winter in Kapstadt: den nächsten Tag kann man schon wieder von elf bis drei auf der Terrasse in der Sonne liegen und das nicht in einer dicken Decke eingehüllt, sondern im kleinen Nichts, also mit vier Dreiecken, die mit Bändern verbunden sind.   

17. Juni 2014

Joggen

Heute ging es mal wieder zum Laufen an die Beach Road und ich habe wieder meine alten, wirklich alten Bekannten getroffen. Da führt immer ein älterer Herr einen anderen aus, immer zur gleichen Uhrzeit. Es ist wirklich schön hier, das Meer rauscht, es riecht nach selbigem und der Lions Head im Hintergrund:


16. Juni 2014

Es ist World Cup und keiner geht hin?

Es ist WM und keiner geht hin, das habe ich in einem Blog aus Kapstadt gelesen und es hat meine Laune bei dieser Reise tatsächlich beeinflusst. Denn ich liebe die WM, ich finde es super, wenn wir uns in Hamburg zum Game treffen, draußen, irgendwo auf der Strasse haben die Restaurants sich auf Open Air-Mini-Public-Viewing eingestellt, alle sind aufgeregt, haben irgendwelche Fan-Klamotten an, dann der Auto- und Fahrrad-Corso, das gemeinsame Jubel - wat schön!  Und tatsächlich war ich etwas wehmütig genau in dieser Zeit nicht in Hamburg zu sein. Es wird schon irgendwie möglich sein, auch hier der WM zu folgen, ob im Internet oder dann auch vielleicht in einem Deutschen Club. Und so ist es dann gekommen...

Das erste was ich am Montag gemacht habe, war mal den Balkon zu "schmücken" - ich brauchte einfach ein wenig WM-Gefühl und deshalb habe ich auch alles notwendige mitgenommen.
   
Heute war ja auch gleich das erste Deutschland-Spiel, meine Reise hatte ich entsprechend koordiniert. Bliebe ich zum ersten Spiel in Hamburg, ist die Zeit in Kapstadt zu kurz, also sehe ich das erste Spiel in Kapstadt, aber wo? Wat´n Stress, ab in den Deutschen Club in Gardens und vorher noch kurz die Fahne an die Schreibe geklemmt:
Die wurde dann aber gleich mal beim Parken wieder abgenommen, man will ja niemanden zu nahe treten...Ja, so ist das, aber wir sind schließlich auch nicht zu Hause.

Ich war noch nie in einem Deutschen Club im Ausland, eigentlich hatte ich bis jetzt weder das Bedürfniss, noch fand ich das irgendwie passend oder notwendig. Gut es ist WM und da will auch ich mit ähnlich feierfreudigen Menschen zusammen sein. Allerdings hatte ich das hier so nicht erwartet: die Wände waren in Camouflage gestrichen, die Organisation puhhhh (es gab Abreissbons! - voll 80er), und dann gab es auch noch Haxe mit Kraut, Bratwurst mit Kartoffelbrei, das war alles schon ziemlich unterirdisch in einer Stadt, in der man weltweit wohl am Besten essen kann. Dann machen wir mal das Beste drauß...Und am Ende zählt ja auch das Ergebnis - wir haben gewonnen!!!